Bildlexikon von Uwe Lüthje
und Dr. Horst Otto Müller



Karl Krziwanek (* 11. Mai 1834 in Wien; † 25. September 1874)
 
Karl [auch: Carl] Krziwanek gehörte zu den Unternehmern, die früh das ökonomische Potenzial des sich ab 1850 beschleunigt etablierenden Photographie-Gewerbes erkannten und zu nutzen wußten.

In einem Nachruf heißt es 1874 dazu: "Herr Carl Krziwanek, welcher seit dem Gründungsjahre der photographischen Gesellschaft als Mitglied angehörte und
seit einer Reihe von Jahren als Comité mitglied fungirte, ist am 25. September einem Brustleiden erlegen. Der Verstorbene hatte vor ungefähr 15 Jahren mit geringen Mitteln eine Niederlage photographischer Requisiten gegründet, welche er durch seltene Umsicht und Ausdauer zu einer der reichst assortirten und renommirtesten Handlungen dieser Branche entwickelte, nachdem er noch eine lithographische Anstalt damit in Verbindung gebracht hatte. Er war durch seine zahlreichen Verbindungen in der Lage und auch stets mit Vergnügen bereit, sowohl den Vorstand der photographischen Gesellschaft, als auch die Redaction dieser Blätter mit Rath und That wirksam zu unterstützen. - Wir sind überzeugt, dass alle, welche Gelegenheit hatten, Herrn Carl Krziwanek näher kennen zu lernen, demselben ein ehrendes Andenken bewahren werden." Rubrik: Vereins- und Personalnachrichten. In: "Photographische Correspondenz, Wien, 1874, S. 171f.

Der Nachricht geht demnach auf die beiden Standbeine ein, auf die der österreichische Unternehme seine Firma gestellt hatte: erstens produzierte er in großem Stil Carte-de-Visite-Kartons und bedruckte sie in einer eigenen lithografischen Anstalt (Kartons waren als Unterlage für die hauchdünnen Photopapiere notwendig, denn die hatten die Neigung, sich in feuchter Umgebung aufzurollen). Durch die Möglichkeit, die Kartons selbst zu bedrucken, konnte er Photographen im In- und Ausland mit nach Wunsch bedruckten Revers-Pappen versorgen, so zum Beispiel den Altonaer Fotografen


 


Krziwanek verfügte über große Lieferkapazitäten. Für das erste Halbjahr 1868 ist nachgewiesen, daß er allein für die Wiener Photographen über 1,5 Millionen Visit-Cartons bedruckt und ausgeliefert hat. (Gesamtgewicht:120 Zentner). Quelle: Ludwig Schrank (Hrsg.): Photographische Correspondenz V. Band, Wien 1868, S. 54.
 
Zweitens beschreibt der Nachruf, daß er allmählich ein Komplettangebot erarbeitete:
er konnte die nahezu vollständige Ausstattung von photographischen Ateliers gewährleisten (Hintergründe, Mobiliar). Im Laufe der Jahre kamen Objektive, Kameras und Zubehör hinzu. Platten, Fotopapiere und Chemikalien hatte er ebenso im Angebot.
 

 
Quelle: Anzeige in Photographische Correspondenz, 6. Jg. 1869, nach S. 70.