Bildlexikon von Uwe Lüthje
und Dr. Horst Otto
Müller
Name, Vorname:![]() |
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Wilhelm Anton Georg Dreesen![]() |
* wann und wo: | 31.03.1840 in Rendsburg | |
† wann und wo: | 18.12.1926 in Ekensund | |
Familie: | ||
Ursprünglicher Beruf: |
Militärschwimmlehrer Musiker Maler |
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Ausbildungsorte: | Flensburg | |
Atelier- standort(e): |
Apenrade Flensburg Kappeln Kiel |
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Zeitraum/Straße: Flensburg 1865-1884 - Norden 185 - Norderstraße 25 (148) - Große Straße 21 (von 1885-1905) Kiel - Holstenstraße 22 Kappeln - Rathausmarkt |
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Inserate in Zeitungen: |
Aus: Adreßbuch der Stadt Kiel incl. Brunswiek, Düsternbrook sowie
der Ortschaft Gaarden und Ellerbeck nebst einem Verzeichniß sämmtlicher
Hausbesitzer und Straßen, einer Uebersicht der Behörden, Gewerbe,
öffentlichen Einrichtungen und Institute etc., sowie einem empfehlenden
Anzeiger für das Jahr 1875. Hrsg. von C. J. Muhl. Kiel: Druck von Schmidt & Klaunig. 1875, S. 330. |
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Bemerkungen: | 1868 errang Dreesen auf der Fach-Ausstellung in Hamburg noch keine Medaille, sondern erhielt lediglich eine "ehrenvolle Anerkennung", aber das sollte sich später stark ändern. Um aus der Schwierigkeit herauszukommen, auf seinen Carte de Visite-Revers nur wenige Medaillen abdrucken zu können, erfand Dreesen kurzerhand den Ort "Zefenstedt". Es hat sich eine (rundum beschnittene) CDV erhalten, die suggeriert, Dreesen hätte dort 1869 anläßlich einer Industrieausstellung ein Ehrendiplom erhalten. Erst ab 1873 verringerte sich dieser Renomée-Druck, weil er eine tatsächliche zweite Medaille (nach der bronzenen in Altona 1869) in Hadersleben erringen konnte. Später wurde ihm viel Ruhm zuteil, so wurde er nahezu jährlich ausgezeichnet (z. B. in Koblenz 1883, Breslau 1884, Berlin 1885; 1887 erhielt er auf der Internationalen Photographischen Ausstellung in Florenz die Goldmedaille. Besondere Bedeutung besitzen seine rund 20 Mappenwerke mit Stadtansichten und Landschaften, die er zwischen 1891 und 1905 herausgab. Die Motive stammten vor allem aus Norddeutschland, aber auch aus anderen Regionen. Von Oktober 2021 bis Februar 2022 fand in Flensburg eine monographische Ausstellung ('Discovering Dreesen') statt. Ausgangspunkt war ein Depotfund auf dem Flensburger Museumsberg: die Sichtung zweier Holzkisten mit über 300 ungeordneten Glasplatten-Negativen, zum größeren Teil unveröffentlicht, brachten einen optischen Schatz zum Vorschein. Auch wenn die Ausstellung zum Teil recht kritisch beurteilt wurde, bildete sie gleichwohl einen sinnvollen Versuch, das OEuvre dieses bedeutenden Lichtbildners (nachdem Dreesen im Jahr 1926 verstorben war, wurde sein Flensburger Atelier abgebrochen, sein Wohnhaus verkauft), erneut in helles Licht zu rücken. Eine zur Sonderausstellung eigens eingerichtete Webseite wurde bereits wieder abgeschaltet, aber es gibt weiterhin reichlich Bild- und Informationsmaterial in der Deutschen Digitalen Bibliothek sowie einen Podcast in Form eines Dialogs zwischen Heike Muß (NDR) und dem Flensburger Museumsdirektor Dr. Michael Fuhr. Auch die europäische Kulturdatenbank EUROPEANA verfügt über ausgedehntes einschlägiges Bildmaterial. |
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Aus Schleswig-Holstein von Wilh[elm] Dreesen. Kunst-Anstalt J.B. Obernetter, München, ohne Jahr. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Wanderungen durch
Heide und Moor zwischen Elbe, Jeetze, Aller und Weser. 75
Tafeln mit 150 Bildern in Lichtdruck auf Kupferdruckpapier. Einführender
Text von H. Benrath. Hergestellt von Meisenbach Riffarth & Co. in
Schöneberg-Berlin. Otto Meissners Verlag, Hamburg, 1904. Folio. Zwölf
Lieferungen in Umschlägen. Letztes Mappenwerk des deutsch-dänischen
Fotografen der Künstlerkolonie Ekensund. |
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Literatur: Frank
Heidtmann: Wie das Photo ins Buch kam: Der Weg zum photographisch illustrierten Buch [...]: eine Handreichung für Bibliothekare und Antiquare, Buch- und Photohistoriker, Bibliophile und Photographikasammler, Publizisten und Museumsleute. Berlin, Verlag A. Spitz: 1984, 817 Seiten. |
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Biogra- phisches Teil 1: |
Als er gerade 3 Jahre alt war, starb seine Mutter, nur zwei Jahre später
sein Vater. Er und sein Bruder gelangten daher in das Militär-Waisenhaus in
Eckernförde. Der junge Wilhelm nutzte die Möglichkeit, mehrere
Instrumente spielen zu lernen und wurde nach dem Ende der Ausbildung
Stabstrompeter einer Militärkapelle, später auch Militärschwimmlehrer Während des Deutsch-Dänischen Krieges ließ er sich als "Stellvertreter" bezahlen, zog anstelle eines wohlhabenden dänischen Wehrpflichtigen auf der Seite Dänemarks in die Schlacht an den Düppeler Schanzen gegen die Preußen. Nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst im Jahr 1865 und mit dem erworbenen Sold verwirklicht er sich einen Traum. Er lässt sich in Flensburg, in einer extrem kurzen Lehrzeit von nur vierzehn Tagen zum Daguerreotypisten ausbilden (vermutlich vom Lichtbildner Friedrich Brandt). Er gründete in Flensburg, auf dem Anwesen seiner Stiefmutter in der Norderstraße, eine „photographische Anstalt“ und wandte sich rasch der Fotografie im "nassen Verfahren" zu, ließ die Daguerreotypie hinter sich. |
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Wilhelm Dreesen: Selbstporträt, 1869 |
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Zunächst betätigte sich Dreesen vorwiegend auf dem einträglichen Gebiet
der Portraitfotografie. Unterstützt wurde er bei seiner Arbeit durch
seine Ehefrau Wilhelmine, die er 1865 geheiratet hatte. Aufgrund seines handwerklichen Geschicks und des sich damit einstellenden wirtschaftlichen Erfolgs konnte er schon bald Filialen in Kiel und in Kappeln realisieren. Der doppelte Vorteil bestand darin, nicht mit großen Geräte und umfangreichen Fotomaterialien herumreisen zu müssen, sondern es den zukünftigen Kundinnen und Kunden jeweils vor Ort bequem zu machen. 1887 eröffnete Dreesen eine weitere Niederlassung in Apenrade. |
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Heliogravüre "Apenrader Hafen" aus der Mappe "Aus Schleswig-Holstein". Etwa ab 1875 konnte er die Vorteile der neu entwickelten Trockenplatte nutzen und wandte sich der Landschaftsfotografie zu. |
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Das neue Geschäftshaus in der Großen Straße 21 ließ Wilhelm Dreesen am Giebel mit Terrakotta-Nachbildungen seiner verliehenen Medaillen schmücken. Weitere Anerkennung und Preise erhielt er anlässlich seiner Beteiligungen an den Weltausstellungen in Brüssel 1891, Chicago 1893 und Paris 1900. Das Haus Schleswig-Holstein-Glücksburg verlieh ihm 1887 den Titel eines 'Hofphotographen'. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Gemälde: Flensburger Hafen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Biogra- phisches Teil 2: |
Nach dem Tod seines Bruders Georg, der
Zeichenunterricht am Flensburger Gymnasium erteilte, begann er, mit
dessen Utensilien zu malen. Er lernte die Ekensunder Künstler kennen,
Dreesen zählte zu den Mitbegründern des Ekensunder Künstlerkreises, deren
Mitglieder er 1892 fotografierte. Er wurde so zum Mittelpunkt der
Künstlergemeinschaft, die sich vor Allem in den Sommermonaten in dem
kleinen Ort am Nordufer der Flensburger Förde zum gemeinsamen Malen
trafen (Von Flensburg war der Ort bequem mit dem Linienschiff "Seemöve" zu erreichen). Dreesen malte selbst und war ab 1893 Mitglied der Schleswig-Holsteinischen Kunstgenossenschaft und beteiligte sich an deren Ausstellungen mit Ölbildern. Er war darüber hinaus Mitinitiator des am 5. Januar 1881 in Kiel gegründeten Schleswig-Holsteinischen Photographenvereins. Dreesen verschenkte großzügig viele in Ekensund entstandene Landschaftsfotografien, die später gern von den Künstlern in ihren städtischen Ateliers als Motivvorlage genutzt wurden. Das Jahr 1887 bildete einen Wendepunkt in seiner Biografie: am 6. Februar verstarb seine Ehefrau Wilhelmine, die zeitweilig sein Flensburger Atelier geführt hatte. Im selben Jahre ernannte ihn der Kronprinz und spätere König Friedrich III zum 'Hofphotographen'. Später im Jahr nutzte Dreesen die Gelegenheit, einen Vertrag mit Albert Ballin, dem Direktor der HAPAG-Werke, zu unterschreiben. Er garantierte ihm freie Mitfahrt auf den Schiffen der Reederei, solange er diese Fahrten fotografisch dokumentierte und der Firma die jeweiligen optischen Erträgnisse für Werbezwecke zur Verfügung stellte. Es folgten für ihn zwei spannende Jahrzehnte voller Abenteuer auf See. Dreesen gilt heute zu Recht als Pionier der künstlerischen Photographie, insbesondere der Landschaftsphotographie; hier fünf exemplarische Beispiele für seinen Aufnahme-Stil. |
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Am Hafen von Laboe, ca. 1893. Alte Photographische Sammlung (APhoS) der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. |
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Blick von St. Georg auf dem Berge auf Ratzeburg, 1895. Die Aufnahme erfaßt im Bildhintergrund den nach dem großen Dombrand 1893 gerade wieder fertiggestellten Kirchenbau mit dem neu errichteten Dachreiter über dem Schnittpunkt: Hauptschiff/Querschiffe (Vierung), der markant hervortritt. Vorn rechts der Küchensee, hinter der Landzuge der Große Ratzeburger See. Blickrichtung: nach Nordosten. |
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Gråsten (Gravenstein), Kurhaus. ![]() |
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Kabinettformat-Karte (CAB): "Fördebucht mit Badehütten", signiert rechts unten. Im Unterschied zur gängigen Praxis, Kabinett- karten rückseitig blanko zu lassen, nutzte Dreesen die im Vergleich zur Carte de Visite opulent große Kartonfläche zur Eigenwerbung. |
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Pferdebahn in Flensburg, 1881 oder später. Einen besonderen Reiz erhält die Fotografie durch die das Bild vertikal durchziehenden Schienen der am 1. Mai 1881 eröffneten Pferdebahn, hier sogar mit einem Ausweichgleis. Links am Hausdach ist eine großformatige Werbung für das Fotoatelier W. Dreesen erkennbar. |
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Fotografie: Hamburg, Jungfernstieg im Regen, Papierabzug. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Biogra- phisches Teil 3: |
1905, nach 40jähriger
erfolgreicher Existenz, hat der zu Wohlstand gelangte Wilhelm Dreesen
sein Foto-Atelier in Flensburg aufgegeben und verbrachte viel Zeit auf
Seereisen. Die HAPAG war dabei nicht die einzige Reederei, die ihm freie
Mitfahrt angeboten hatte, auch Andere offerierten ihm diese Option, weil sie wußten, daß auf diese Weise werbemäßig exzellent nutzbare Motive entstehen würden, die sich zum Beispiel zur Postkartenproduktion eignen. Der Ekensunder Maler Otto H. Engel (1866-1949) berichtet im August 1910: „Gestern Abend kam Wilhelm Dreesen mit seiner Tochter zu mir und brachte einen Korb voll Porterflaschen mit. Das gab eine gemütliche Unterhaltung, da Dreesen von seinen vielen Reisen sehr amüsant erzählen kann, sie waren zum Teil richtige Entdeckungsreisen, und er hat auch für seine Zeit die ersten interessanten Momentaufnahmen und Bildberichte gemacht und verstand es meisterhaft, zufällig wirkende Staffagen in die Landschaften zu bringen.“ Wilhelm Dreesen nutzte jede Gelegenheite, fremde Länder und Orte zu bereisen (oft Norwegen, aber auch Italien und die Vereinigten Staaten, in die Karibik, Baltikum, Osteuropa, Ägypten). |
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Permalinks
für weitere Landschaftsmotive Wilhelm Dreesens: https://sammlungonline.mkg-hamburg.de/en/search?s=dreesen&h=undefined&sort=scoreDesc https://commons.wikimedia.org/wiki/ Category:Photographs_by_Wilhelm_Dreesen |
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Weitere biographische Details hier: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nachfolger: | - |
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