Bildlexikon von Uwe Lüthje
und Dr. Horst Otto Müller


Name, Vorname:
Conrad Heinrich Kindermann
* wann und wo:   27. 03. 1842 in Lübeck
† wann und wo:   22. 05. 1926 in Hamburg
Familie:  
Conrad Heinrich war der sehr viel jüngere Bruder des Malers und Fotografen Adolph Dietrich Kindermann.

Ursprünglicher
Beruf:
  Tuchhändler
Ausbildungsorte:    
Atelier-
standort(e):
 
Lübeck
Hamburg
Düsseldorf

Zeitraum/
Straße:
 
Lübeck
Breite Straße
Hamburg
Große Bleichen 30
Esplanade 2
Düsseldorf
Elberfelder Straße 4

Filiale(n):
Düsseldorf, Elberfelder Straße 4,
von 1893-1899.  Von Beginn an war dort Johann(es) Goßmann tätig. Ab 1899 war er Inhaber von „Benque & Kindermann Nachf.“ Unter seiner Leitung entwickelte sich das Atelier positiv, er konnte sogar eine Filiale in Krefeld eröffnen. (1904 erschien
ein diesbezüglicher Prägedruck auf einer Kabinettfotografie).
Inserate in
Zeitungen:
 
Siehe unten. Ein Doppelklick in
die Annonce führt zur Seitenansicht.
Bemerkungen:  
Kindermann war ein frühes Mitglied im 'Deutschen Photographen-Verein' und seit 1882 Vorstandsmitglied.
Biographisches:
Im Alter von 13 Jahren begann er eine Tuchhandelslehre in Riga, wo er sechs Jahre verbrachte. Nach seiner Rückkehr ging er zu seinem Bruder Adolph nach Hamburg, der ihn überzeugte, Fotograf zu werden. Er arbeitete zunächst in dessen Atelier, dann bei einem Fotografen in Lübeck und arbeitete ab 1863 als Betriebsleiter im Atelier "Pederzani & Comp." (Sein Bruder Carl hatte ihm geholfen bei diesem Schritt).

Im Juli 1869 nutzte er die Chance, eine Lichtbilderauswahl in einer repräsentativen Sonderausstellung im niederländischen Groningen auszustellen (insgesamt wurden
in der Ausstellung im 'Akademiegebouw', unter dem Titel: "Ausstellung für Photographie, Naturselbst- und Farbdruck" firmierte, weit über 500 Objekte gezeigt). Die Darstellung seiner Porträts wurde dort mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Dort kam es auch zu Kontakten mit dem 'Atelier Benque & Sebastianutti' aus Triest.
 
1870 ging Conrad Kindermann dann eine Ateliergemeinschaft mit Friedrich Franz Heinrich Benque (* 12. März 1841 in Ludwigslust; † 30. März 1921 in Villach) ein. Benque war im Jahr 1864 nach Triest gezogen, um mit dem Uhrmacher G. Sebastianutti (1824-1881) ein Fotoatelier zu eröffnen, doch 1869 löste Franz Benque die Partnerschaft mit Sebastianutti in Triest und ging nach Hamburg.

Kindermann und Benque hatten sich vermutlich auf einer der großen Photographie-Ausstellungen kennengelernt.
Für beide erschien eine Partnerschaft ersprießlich, hatten sie doch jeweils bereits öffentliche Ehrungen für ihre Arbeiten erhalten (F. Benque z.B. eine Preismedaille in Berlin im Jahr 1865 für Porträts und Fotosculpturen sowie in der Hamburger Präsentation 1869 eine Silbermedaille für Vergrößerungen).

Schon bald nach er Eröffnung des Ateliers 'Benque & Kindermann' endete die Partnerschaft, denn Benque wanderte 1870 mit seiner Familie nach Brasilien aus. Kindermann behielt den Firmennamen für das Atelier bei, das sich bald großer Nachfrage erfreute und weiterhin auch international Preise erzielen konnte, so auf der Wiener Weltausstellung 1873.

Im selben Jahr waren im Atelier neun Mitarbeiter angestellt. Das Atelier führte das Prädikat 'Hofphotographen', (verliehen von Herzog Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg).

Conrad F. Kindermann hatte sicherlich die Beibehaltung des Doppelnamens für unproblematisch gehalten, allerdings sah das ein Mitglied der Familie Benque später anders und versuchte, eine öffentliche Klarstellung zu erzielen: von 1886 bis 1889 existierte in Hamburg im Neuen Wall ein 'Atelier Benque', betrieben von Franz Wilhelm Benque (1857-1912), und Fr. W. war unfroh über entstandene Verwechslungen.

Zum 25jährigen Kindermann-Atelierjubiläum erschien eine ausführliche, namentlich nicht gekennzeichnete Würdigung seiner bisherigen Tätigkeit in den "Hamburger Nachrichten".

Zur Frage, weshalb 1893 gerade in Düsseldorf eine Filiale installiert wurde, gibt es zur Zeit noch keine Informationen.

Unter den vielen auch öffentlichen Aufträgen an das Atelier ragt der Wunsch nach einer Gesamtaufnahme des Hamburgischen Senats im Jahr 1898 heraus, was auch in der lokalen Presse ihre ausführliche Würdigung fand.

1881 übernahm 'Benque & Kindermann' die Vertretung für die Gelatine-Fotoplatten der belgischen Firma von Désiré van
Monckhoven. Der Verkauf dieser Platten trug zu seinem geschäftlichen Erfolg bei. Im Jahr 1888 wurde ein Atelier in der
Esplanade 2 bezogen.

Ab Mitte der 1900er Jahre führte sein Sohn Conrad das Geschäft, das auch fotografische Artikel verkaufte, weiter. Das Atelier in der Esplanade 2 existierte bis 1933, Inhaber: C.E.J. Kindermann. 1934 zog das Atelier 'Benque & Kindermann' nochmals um, in die Isestraße 83, was auch die Wohnanschrift von C.E.J. Kindermann war.

Letztmalig erscheint der Name Benque & Kindermann 1941 im Adressbuch, in den Jahren 1942 und 1943 ist lediglich C. E. J.
Kindermann als Fotograf eingetragen.
Vorgänger:    
Nachfolger:   Nachfolger in Lübeck: A. Bockmann.
     

     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
CDV Lübeck Kindermann, Conrad Herrenportrait recte   CDV Lübeck Kindermann, Conrad Herrenportrait verso
     
130410 - CDV - Lübeck - Kindermann, Conr. - Bärtiger Mann - recte   130410 - CDV - Lübeck - Kindermann, Conr. - Bärtiger Mann - verso
Annonce in "Lübeckische Anzeigen",
Ausgabe vom 06. 08. 1863.
Quelle. Stadtbibliothek Lübeck.
Annonce in "Hamburger Nachrichten",
Ausgabe vom 30. 04. 1870.
Annonce in "Hamburger Nachrichten",
(Beilage), Ausgabe vom 24. 09. 1870.
Annonce in "Altonaer Nachrichten",
Ausgabe vom 15. 05. 1877.
Annonce in "Hamburger Nachrichten",
Ausgabe vom 08. 11. 1887.
Annonce in "Hamburger Nachrichten",
Ausgabe vom 30. 06. 1888.
Unbekannter Fotograf: Das Fotoatelier "Benque &
Kindermann Nachf." in Düsseldorf, Elberfelder Str. 4.
Annonce in "Hamburger Nachrichten",
Ausgabe vom 01. 12. 1895.
Annonce in "Neue Hamburger Zeitung",
Ausgabe vom 27. 09. 1898.
Annonce in "Neue Hamburger Zeitung",
Ausgabe vom 22. 06. 1912.
Nachruf. In: "Hamburger Anzeiger",
Ausgabe vom 25. 05. 1926.

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