Bildlexikon von Uwe Lüthje
und Dr. Horst Otto Müller


Name:
Christian Philipp Büchs
* wann und wo:   11.10.1812 in Bamberg
† wann und wo:   17. 08. 1849 in Hamburg
Familie:    
Ursprünglicher
Beruf:
  Kürschnermeister
Ausbildungsorte:
Atelier bzw.
temporäre
Arbeits-
standort(e):
 
Bamberg
Augsburg (temporär)
Rendsburg (temporär)
Hamburg (temporär)

Zeitraum/Straße:

Bamberg
1847 (festes Atelier): Frauengasse, Distrikt I, Nr. 464.
1849 (Wohnung gegenüber der Hauptwache)

Augsburg

1848f. einquartiert beim Kaufmann Umrath an der Grottenau, Lit. D. Nro. 204, neben der Briefpost.

Rendsburg
1848f. einquartiert bei Herrn Wallmeister Frahm am Schleswiger Tor.

Hamburg
1849, Adolphsbrücke Nr. 8, im Hause des Herrn Spiro.
Filiale(n):   -
Inserate in
Zeitungen:
 
Siehe unten.
Bemerkungen:
Wanderfotografen bedienten nahezu ausschließlich eine gehobene Gesellschaftsschicht, was einschloß, daß die jeweilige Aufenthaltsdauer in den Städten sich danach richtete, wieviel zahlungskräftige Kundschaft (und
wieviel Konkurrenz durch ortsfeste Lichtbildner) es jeweils gab.
Biographisches:
Christian Philipp Büchs, Kürschnermeister und Inhaber eines Kappen- und Pelzwarengeschäftes in seiner Heimatstadt Bamberg, heiratete am 07. Januar 1840 Margarethe, geborene Behr. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Büchs hatte im August 1847 zusätzlich ein Daguerreotyp-Atelier eröffnet. Allerdings bekam er noch im selben Jahr Konkurrenz und beschloß daher, "... als Photograph bzw. Daguerreotypist (so  bezeichnet er sich abwechselnd in Anzeigen) [1] auf Reisen zu gehen und kam im September 1848 nach Augsburg.

Durch eine Annonce im 'Augsburger Anzeigblatt' (Ausgabe vom 20. September 1848) läßt er seine zukünftigen Kunden wissen, daß er - auf der Durchreise nach Stuttgart - gesonnen sei, sich hier eine Weile aufzuhalten und sich "... mit dem Anfertigen von Daguerreotyp-Portraits naturell, sowohl als in Farben zu beschäftigen, ..." und ergänzt:

"Er liefere nur Bilder von vorzüglicher Reinheit, Schärfe und sprechender Ähnlichkeit, von dem kleinsten Format zum Tragen in einer Brosche, bis zur immer steigenden Größe der größten Platten, worauf Gesellschaften, Gruppen bis zu 120 Personen aufgenommen werden können ...". [2]

Geschickt nutzte er die Möglichkeit, eine Auswahl seiner fotografischen Arbeiten im 'Augsburger Kunstverein' auszustellen, was eine starke künstlerische Aufwertung (und auch eine neue Kundschaft) mit sich brachte. Ein weiterer Vorteil bestand darin, daß er Hinweise auf die Präsentation nicht selbst in Form einer Annonce bezahlen mußte, sie erschienen im redaktionellen Teil des Blattes.

Offenbar gab es erheblichen Bedarf an Ablichtungen, denn am 27. November des Jahres kündigte er seinem Klientel an, daß er über den Winter über in der Stadt bleiben werde. Er stellte es dar als erforderlich gewordene Aufenthaltsverlängerung dar,
"... um so vielen mir noch gewordenen verehrlichen Aufträgen entsprechen zu können."

In der Annonce wies er auf eine Besonderheit hin: "Um die Unannehmlichkeit, bei der gegenwärtigen Winterszeit im Freien sitzen zu müssen, zu beseitigen, habe ich ein eigens dazu construiertes Glashaus aufstellen lassen ..." und ergänzt, daß das durchs Glas ungehindert eindringende Licht seinen
Arbeiten einen sehr lebhaften Ton und eine besondere Schärfe zu verleihen imstande sei, und Wind und Wetter seien dabei nicht hinderlich."

Diese sicherlich erheblichen Kosten für diese Konstruktion belegen indirekt, wie lohnend diese Geschäftsidee gewesen sein muß.

Wann Christian Büchs aus Augsburg abgereist ist, wurde nicht dokumentiert.

Daß er sich anschließend für einige Zeit in Rendsburg aufgehalten hat, erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, denn es gab dort später - im Betrachtungszeitraum 1850-1880 - mehr als zehn Berufskollegen mit permanentem Atelier, aber offenbar gab es dort vor 1850 eine ausreichend vermögende Bürgerschicht, die sich solche Luxusausgaben gönnen konnten. Zwei historische Annoncen im dortigen Lokalblatt dokumentieren Beginn und Ende dieses Aufenthaltes.

Im Anschluß plante Büchs in Hamburg eine Zusammenarbeit mit dem Fotografen Ulrich, doch viel Zeit blieb dafür nicht, denn Christian Büchs starb bereits mit 36 Jahren.

Die Todesanzeige der Witwe im Bamberger Tagblatt geht im Ton weit über den sprachlichen "Trauerstandardton" hinaus. Sie bemühte sich in der Folgezeit, den Kürschnereibetrieb aufrechtzuerhalten, was offenbar von Erfolg gekrönt war.

Geschickt nutzte sie die Gelegenheit, unter dem Namen ihres Mannes dem Gewerbeverein Bamberg beizutreten, was dann zu dem heute fremd anmutenden Mitglieds-Eintrag: "Büchs, Christian, Kürschnermeister-Witwe" geführt hat. Sie erscheint ebenfalls in einem Adreßbuch aus dem Jahr 1876. Margaretha Büchs starb im Mai 1877 im Alter von 58 Jahren.

Vorgänger:   -
Nachfolger:   -
Quelle:
"Wanderfotografen laden zum Porträtieren ein". In: Franz Häußler:
Fotografie in Augsburg 1839-1900.
Augsburg, Wißner-Verlag, 2004.
[1] A.a.O.,S. 28.  [2] A.a.O.,S. 28.

Büchs: Farbgrafik, undatiert
Farbgrafik in Mischtechnik. Quelle:
Museum "S", Wuppertal.
(Es ist keine vergrößerte Ansicht verfügbar)
Bamberger Tagblatt vom 05. 08. 1847
Bamberger Tagblatt vom 05. 08. 1847
Augsburger Anzeigblatt vom 20. 09. 1848
Augsburger Anzeigblatt vom 20. 09. 1848
Augsburger Anzeigblatt, Annonce vom 27.09.1848
Augsburger Anzeigblatt, Annonce vom 27.09.1848
Annonce Bamberger Tag-Blatt vom 02. 03. 1849
Annonce Bamberger Tag-Blatt vom 02. 03. 1849
Anzeige im Rendsburger Wochenblatt vom 22. 05. 1849
Rendsburger Wochenblatt vom 22. 05. 1849
(Es ist keine vergrößerte Ansicht verfügbar)
Annonce im Rendsburger Wochenblatt vom 06.06.1849
Rendsburger Wochenblatt vom 06. 06. 1849
(Es ist keine vergrößerte Ansicht verfügbar)
Hamburger Nachrichten vom 21. 07. 1849
Hamburger Nachrichten vom 21. 07. 1849
Tagblatt der Stadt Bamberg, 31. 08. 1849
Tagblatt der Stadt Bamberg,
Ausgabe vom 31. 08. 1949
Gewerbeverein Bamberg 1871 Listeneintrag
Gewerbeverein Bamberg 1871: Listeneintrag
Adreßbuch der Stadt Bamberg - Eintrag 1876
Schmidt's Adress- & Geschäftshandbuch der Stadt Bamberg  und folgender Orte und Städte : Aschbach, Burgebrach, Burgwindheim, Eltmann, Forchheim, Hallstadt, Haßfurt a. M., Höchstadt a. A., Lichtenfels, Scheßlitz, Staffelstein, Weißmain u. Zeil 1876.
Bamberg: Schmidt [Verlag], 1876.

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