Bildlexikon von Uwe Lüthje
und Dr. Horst Otto Müller
Name, Vorname: |
Christian Friedrich Brandt |
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* wann und wo: | 01. 07. 1823 in Schleswig | |
† wann und wo: | 03. 06. 1891 in Flensburg | |
Familie: | Er wurde geboren als zweiter Sohn des Buchbinders Christian Wilhelm Brandt. | |
Ursprünglicher Beruf: |
Buchbinder | |
Ausbildungsorte: | ||
Atelier- standort(e): |
Schleswig Flensburg |
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Zeitraum/Straße: Schleswig 04/1851 Stadtweg 30b Flensburg 1852-1854 Holm 510 1854 Große Straße 479 1855 Holm 728 1861 Große Str. 10 1862-1890 Holm 831 (12) |
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Filiale(n): | ||
Inserate in Zeitungen: |
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Bemerkungen: | ||
Biographisches: Brandt hatte 1844 eine Lehre als Buchbinder abgeschlossen; vermutlich war er bereits im Verlauf der Ausbildung mit der Lichtbildnerei n Berührung gekommen. Nach dem Tod des Vaters 1848 übernahm er als neues Familienoberhaupt dessen Buchbinderei. Der junge Buchbindermeister wurde am 02. 06. 1849 Schleswiger Bürger und heiratete Ende des Monats Margaretha Maria Arnecke. 1851 eröffnete er ein Fotostudio in Schleswig, verlegte sein Geschäft aber schon 1852 nach Flensburg. Wann und wo er sich die notwendigen Kenntnisse als Fotograf angeeignet hat, ist nicht mehr zu ermitteln. Am Anfang stellte er sicher Daguerreotypien her, bevor er dann recht früh auf das nasse Kollodiumverfahren umstieg. In den 1850er Jahren zeichnete sich sein Tätigkeitsfeld durch nichts Außergewöhnliches aus: er fotografierte - wie viele seiner Berufskollegen - hauptsächlich Personen bzw. Personengruppen) im CdV-Format. 1863 kam es zum positiven Wendepunkt in seiner Karriere: er bekam den Auftrag, den Brüggemann-Altar im Schleswiger Dom abzulichten. Seine dabei verwirklichte Idee, den Altar hierzu fachgerecht zu zerlegen, die einzelnen Bereiche draußen, im Sonnenlicht, wo sie durch die dadurch entstehenden Schatten viel plastischer wirken konnten, VOR einem dunklen Tuch zu fotografieren, machten Brandt von jetzt auf gleich zu einer der führenden Kapazitäten im Bereich der spätmittelalterlichen Skulpturenfotografie. Die in diesem Kontext entstandenen Lichtbilder erscheinen zunächst 1865 beim flensburger Verleger Theodor Herzbruch in Form von auf Papier aufgewalzten Albuminabzügen. 1870 erschien die Kollektion erneut als Buch in Form einer gedruckten Quart-Hochformat-Mappe, in Brandts eigenen Verlag. Er erschien dabei auf dem Titelblatt als Herausgeber und nannte die fotografische Kollektion: "Brüggemann-Album. Altarschrein der Domkirche zu Schleswig. 27 Original-Photographien." Beigefügt waren neun Stereofotografien des Altarschreins (davon drei Stereos von ihm). Das Foto-Atelier in Flensburg wurde ein wirtschaftlicher Erfolg. Brandt zählte zu den renommiertesten und bekanntesten Fotografen in Schleswig-Holstein. Er erhielt vom Preußischen Königshaus das Privileg: „Königlich Preussischer Hofphotograph“. Das Tagesgeschäft bestand vorwiegend aus Portraitfotos im Carte de Visite-Format. Neben der Atelierarbeit betrieb er auch einen erfolgreichen Handel mit Fotochemikalien und -zubehör. Er übernahm im Januar 1861 für Flensburg und Umgebung das „Negativ-Collodium-Depot“ des chemisch-photographischen Instituts von Dr. J. Schnauß aus Jena. Sicher zählte Brandt viele Fotografen aus Schleswig-Holstein zu seinen Kunden. Er war jedoch auch auf dem Gebiet der Architekturfotografie aktiv und fertigte Außenaufnahmen städtischer Ansichten aus ganz Schleswig-Holstein an. In den 1860er Jahren hat Brandt an großen internationalen Ausstellungen in Hamburg, London und Paris teilgenommen und wurde mit Medaillen ausgezeichnet. Vom preußischen König erhielt er 1865 sogar die „Große Goldene Medaille“ für Kunst und Wissenschaft. In der Hamburger Fotografenausstellung errang er 1868 eine Bronzemedaille, was nicht zuletzt mit seinen authentischen Lichtbildern zum Deutsch-Dänischen Krieg zusammenhing, die von ihm vielfach reproduziert wurden. Brandt zeigte fotografisch dabei nicht nur die Seite der Kämpfenden, sondern auch die kurative und behauptete sich als regionaler Fotograf neben berühmten, z. B. aus Berlin eigens angereisten Fotografen (wie zum Beispiel 'Friedrich Jamrath & Sohn'). Seine erhaltenen Aufnahmen von Schlachtfeldern und Schauplätzen des Deutsch-Dänischen Kriegs sind historisch besonders bedeutsam, denn Brandt war einer von nur vier Fotografen, die solche Aufnahmen, oft kurz nach Beendigung der jeweiligen Kampfhandlungen, erstellten. Nach den Aufnahmen aus dem Krimkrieg zählen diese Bilder zu den frühesten Kriegsfotografien Europas. Ab 1870 traten aber „Original-Photographien“ für Illustrationen immer mehr in den Hintergrund. Der sich schnell verbreitende Lichtdruck war billiger und gedruckte Abbildungen waren deutlich rationeller herzustellen als die gleiche Anzahl von Fotoabzügen. Brandt verlor nach und nach seine bis dahin unangefochtene Stellung als „Erster Photograph“ in Flensburg. Wilhelm Dreesen (1840-1926) übernahm diese Position. Brandt ging bankerott. Er mußte 1883 sein Atelier schließen und verbrachte seine letzten Lebensjahre zusammen mit seiner Frau gezwungenermaßen in mehreren Flensburger Armenhäusern. Ab 1888/89 wurden sie ins Plaetner-Stift in der Mühlenstraße aufgenommen, ein Armen-Stift, der bedürftigen und würdigen Personen aus dem Bürgerstande kostenlos Obdach gewährte. Der während der 1860er Jahre bekannteste und bedeutendste Fotograf Flensburgs und Schleswig-Holsteins verstarb nahezu vergessen und verarmt. Seine erhaltenen Photos zeichnen sich nach mehr als 150 Jahren immer noch durch eine außerordentliche Schärfe und Qualität aus. |
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Quelle: | Uwe Steen: Friedrich Brandt - Ein Pionier der Photographie in Schleswig-Holstein. :Schriften der Schleswig- Holsteinischen Landesbibliothek, Band 10. |
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