Bildlexikon von Uwe Lüthje
und Dr. Horst Otto Müller



Verunglückte Aufnahmen
Geschlossene Augen
 
Bedingt durch die analoge Technik und den wesentlich größeren zeitlichen Abstand zwischen Aufnahme und Fertigstellung der Fotografie im Gegensatz zu heute stellten sich oft erst nach der Entwicklung in der Dunkelkammer Bildprobleme heraus (Unschärfen, ungewünschte Artefakte usw.). Ein besonders eindrückliches Beispiel für Bildfehler bildet dieses Paarporträt-Foto des Oldesloer Fotografen A. Quellmalz: beide Personen haben gerade im Moment des Auslösens die Augen geschlossen.
CDV Oldesloe Quellmalz Paarportrait Geschlossene Augen recte   CDV Oldesloe Quellmalz Paarportrait Geschlossene Augen verso
Leerflaeche
Zerstörte Illusion: sichtbare Kulissenübergänge
 
Die Rückseiten der Atelierräume wurden oft mit festen oder variablen Tapeten (die sogenannte 'Kulisse') versehen, um die/den Dargestelle(n) VOR erhebende, romantische, antikisierende, auf jeden Fall aber illusionistische Hintergründe stellen zu können. (Die Fotografen übernahmen hierbei ein Gestaltungsprinzip der Malerei, denn Landschaftshintergründe fanden sich bereits in der gemalten Portraitkunst der Renaissance. Um kleineren, über wenig Budget verfügenden Ateliers "die Möglichkeit zu bieten, ihren Kunden verschieden gemalte Hintergründe zur Auswahl zu stellen, war um 1880 sogar ein Hintergrundturnus eingerichtet worden, bei dem diese im Abonnement leihweise zur Verfügung gestellt wurden." Fritz Kempe. Nachwort in: Elke Dröscher (Hrsg.): Kinder-Photo-Album. Dortmund 1980, S. 190.
Dreh- und Angelpunkt dabei war aber die optische Aufrechterhaltung dieser Illusion. Sie wurde oft, hier im gezeigten Beispiel, durch unsaubere Verarbeitung zerstört.

 
Verunglueckte Aufnahmen - Kulissenansatz klein
Störfaktor im Foto: Sichtbarer Übergang vom Atelierfußboden zur Kulisse durch die sich wellende Tapete.