Bildlexikon von Uwe Lüthje
und Dr. Horst Otto Müller


Anekdoten rund um
die frühe Fotografie


Die unzureichende Lichtstärke vieler frühen Kameraobjektive, aus denen (zu) lange Belichtungen resultieren, waren mehr als einmal die Zielscheibe milden Spottes; die hier - angeblich - aus Persien stammende Anektdote ist ein gutes Beispiel für dieses Genre.
400450 - Anekdoten - Persien - Unigröße
Aus: Der Grenzbote, Nr. 32, Ausgabe vom 22. 04. 1875,
S. 192. (Es ist keine vergrößerte Ansicht verfügbar)
 
* Hofphotograph in Persien zu sein ist keine so leichte Sache. Vor einiger Zeit ließ der Schah von Persien seinen Photographen, einen Franzosen, kommen und befahl ihm, einen Tiger zu photographiren. Mit schlotternden Knien und zitternden Händen richtete der  Photograph seinen Apparat gegen das wilde Thier, das sich in wilden Sprüngen erging und man erwartete jeden Augenblick, daß der Tiger sich mit einem Sprunge auf die Maschine stürze und Jenem, der sich hinter ihr verbarg. Unnütz zu sagen, daß es trotz aller angewandten Bemühung unmöglich war, ein Bild des Tigers zu machen; der ungeduldige Schah machte dem unglücklichen Künstler Vorwürfe, daß er nichts verstehe und von demselben in Kenntniß gesetzt, daß die Beweglichkeit des schreckichen Thieres Ursache am Nichterfolge sei, ließ er eine Henne kommen. Der Erfolg war durchaus kein besserer und Se. Majestät gerieth derart in Wuth, daß er außer sich schrie, er verstehe nicht, zu was dann die Photographie nütze sei.
 
 
 
 
 
 
 

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