Bildlexikon von Uwe Lüthje
und Dr. Horst Otto Müller


Medaillen auf Carte
de Visite-Revers

Auf ganz frühen Carte de Visite-Exemplaren wurden die Rückseiten oft lediglich mit dem Namen und der Anschrift bedruckt bzw. gestempelt oder mit einem aufgeklebten Etikett versehen. Erst später traten dann z.B. Initialen als schmückende Elemente hinzu, oft wurde auch der Standort des Ateliers hinzugefügt. Da viele frühe Fotografen zunächst Maler waren, finden sich nicht selten die Motive  'Malpinsel und Palette' auf den CDV-Revers.

Bei speziellen Leistungsschauen bzw. Ausstellungen zum Thema "Fotografie" wurden Auszeichnungen und Medaillen vergeben.  Bedingt durch das kleine Format einer Carte de Visite (ca. 6x9,5 cm), erscheinen diese Medaillen im Druck meist sehr klein. Um in einem Fall den Beleg dafür zu bieten, daß der Erstellung dieser Auszeichnungen viel (gedankliche) Kraft und Zeit gewidmet wurde, folgt hier die Abbildung der 1869 in Altona verliehenen Medaille, welche im 'Catalog' zur Ausstellung großformatig und detailreich wiedergegeben wurde.



400030 - Medaillen - Abbildung aus Catalog_klein

Abbildung auf unpaginierter Seite in:

A. Scheffers:
Catalog der Ausstellung Altona 1869,
umfassend die Anmeldungen für die Hauptabtheilungen Industrie und Vieh, abzuhalten vom 27. August bis 27. September, resp. für Vieh
vom 3. bis 7. September incl. -
Altona: Uflacker, 1869, 224 S.
400030 - Medaillen - Ausstellungsfuehrer  Titelseite - klein
 
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400030 - Altonaer Nachrichten vom 28. 11. 1868 - Detail
Altonaer Nachrichten vom 28. 11. 1868
 
 
Flensburg Dreesen CDV-Revers 2
Revers einer CdV von Wilhelm Dreesen
mit beidseitig abgebildeten Medaillen.
 
Wie auch andere der dort ausgezeichneten Fotografen ließ Wilhelm Dreesen seine ihm verliehenen Medaillen in der Regel von beiden Seiten abbilden, was beim Kunden optisch subtil den Eindruck von: "versehen mit jeder Menge Auszeichnungen" hervorrufen soll.
 
Variante: da jeweils nur wenige der jeweils ausstellenden Fotografen eine Medaille erringen konnten, kam zum Beispiel der leer ausgegangene Lichtbildner Detlef Mehlert aus Meldorf auf die Idee, auf seinen CdV-Revers die tatsächlich erreichte "Ehrenvolle Anerkennung" in Medaillenform abzubilden, so daß es auf den ersten Blick zu einer nahezu gleichen Anmutung kommt.
 
Cdv Meldorf - Mehler, D - Doppelbildnis verso
 
In der Rückschau wird ein Trend erkennbar: während in den 1860er Jahren die jeweils erreichten Leistungsnachweise dezent benannt wurden, wie auf diesem frühen Revers einer Carte de Visite der renommierten hamburger Fotografin Emilie Bieber (1810-1884),
 
400030 - Emilie Bieber Frühes Revers einer Cdv - klein
 
entschied sich ihr Nachfolger, der Neffe Leonhard Berlin (1841-1931) für eine weitaus opulentere Präsentation der erhaltenen Auszeichnungen auf den Revers des Ateliers, garniert mit vier voluminösen
heraldischen Prachtstücken (Wappenzelte/-mäntel), wobei er gestalterisch nicht davor zurückschreckte, eine der abgebildeten Medaillen in Form eines direkten Selbstlobs
schlicht "E. Bieber, Hamburg" zu betiteln.

 
400030 - Bieber - Späteres Revers einer CDV - klein
 
Besaß ein Fotoatelier gar keine Leistungs- oder Wettbewerbsmedaillen, konnte auch das Stadtwappen diese Funktion ausfüllen, wie z. B. beim Plöner Fotografen Friedrich Henning.
 
CDV Plön Henning - Frau mit 2 Kindern verso
Revers einer CdV von Friedrich Henning
mit drei Wappen, unten rechts das
Plöner Stadtwappen (unten ein Fisch [Hinweis auf den fischreichen Plöner See],
mittig ein mit Zinnen versehener Burgturm,
oben das holsteinische Wappen, mit Nesselblatt), als 'Medaillenersatz'.

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